Check-In-App „Luca“
Neben verschiedenen anderen App-Angeboten wird derzeit viel über die Check-In-App „Luca“ gesprochen. Eine Datenverarbeitung erfolgt mit „Luca“ als Webanwendung und muss nicht im Gesundheitsamt installiert werden. Eine Schnittstelle zu der im Landkreis vorhandenen Software Sormas existiert und würde eine konsistente Verarbeitung ermöglichen. Die Schnittstelle müsste allerdings eingerichtet werden und würde dann erst bei einem positiven Fall die Daten an Sormas übertragen (Kontaktliste zu positiven Fall wird erstellt). Die Wirksamkeit der App wäre – ähnlich wie bei der Corona-Warn-App – nur bei einer hohen Akzeptanz in der Bevölkerung gegeben. Die Vorteile liegen auf der Hand: die Kontaktnachverfolgung würde lückenloser und die Unterbrechung der Kontaktketten effektiver. Die Kontaktdaten der Betroffenen stehen dem Bearbeiter gleich zur Verfügung und sind somit sofort für die Ermittlung zu verwenden. Allerdings wird der Arbeitsaufwand für das Gesundheitsamt nicht wirklich geringer, da insbesondere die weiter stattfindenden Ermittlungsgespräche mit den Kontaktpersonen aufwändig sind. Gesundheitsamt, IT und IT-Sicherheit prüfen aktuell die Einsetzbarkeit. Laut Bund-Länder-Beratungen in dieser Woche soll eine bundeseinheitliche Empfehlung ausgesprochen werden (Ärzteblatt, 4. März 2021).
Zahlen und Fakten zu einem Jahr Corona im Landkreis TF
Der erste COVID-19-Fall im Landkreis Teltow-Fläming wurde dem Gesundheitsamt am 7. März 2020 gemeldet. Er stand in direktem Zusammenhang mit dem österreichischen Skigebiet Ischgl, welches als einer der Haupt-COVID-19-Verbreitungspunkte in Europa identifiziert wurde. Im Verlauf der vergangenen zwölf Monate kam es zu insgesamt 4.748 Infektionen im Landkreis (Stand: 5. März 2021). Während inzwischen 87 Prozent der gemeldeten Personen aus der häuslichen Absonderung entlassen werden konnten, wurden auch 163 Todesfälle an oder in Zusammenhang mit COVID-19 verzeichnet.
Das Infektionsgeschehen wandelte sich während des vergangenen Jahres und kann drei verschiedenen Phasen mit jeweils eigenen Charakteristika zugeordnet werden: die erste Pandemiewelle, die Übergangsphase sowie die zweite Pandemiewelle.
Die erste Pandemiewelle zog sich von Anfang März 2020 bis Mitte Mai 2020, hier kam es zu 148 gemeldeten COVID-19-Infektionen. Der Altersdurchschnitt der Betroffenen lag bei 52 Jahren. Weiterhin kam es in diesem Zeitraum zu 13 gemeldeten COVID-19-Todesfällen. Die höchste während der ersten Pandemiewelle verzeichnete 7-Tage-Inzidenz betrug 19,8 Infizierte pro 100.000 Einwohner*innen am 1. April 2020. Durch eine erfolgreiche Umsetzung des allgemeinen Kontaktverbotes, welches am 23. März 2020 in Kraft trat, konnte die Zahl der Neuinfektionen ab Mitte Mai für die Dauer eines Monats auf null reduziert werden.
Bis zum Beginn der zweiten Pandemiewelle ab Mitte September kam es während der Übergangsphase im Sommer im Landkreis zu 97 weiteren Infektionen. Als häufigste mögliche Ansteckungsquelle konnte in dieser Zeit ein gesteigerter Reiseverkehr in das europäische Ausland sowie in angrenzende Ballungsräume ausgemacht werden. Während der Übergangsphase wurden keine Todesfälle registriert, der Altersdurchschnitt der Erkrankten sank auf 37 Jahre.
Im Verlauf des Septembers 2021 kam es zu einem erneuten und stetigen Anstieg der registrierten COVID-19-Fallzahlen. Das stellte den Beginn der zweiten Pandemiewelle dar, die bis Ende Februar 2021 andauerte. Während dieses rund fünfmonatigen Zeitraums kam es in Teltow-Fläming zu 4.402 gemeldeten COVID-19-Neuinfektionen, die 7-Tage-Inzidenz stieg nach den Weihnachtsfeiertagen auf Höchstwerte von 330 Infizierten pro 100.000 Einwohner*innen, was 560 Neuerkrankungen während einer Woche entspricht.
Neben jeweils einzelnen COVID-19-Fällen in zahlreichen Kitas und Schulen war die zweite Pandemiehälfte insbesondere durch Erkrankungsausbrüche in Pflege- und Senioreneinrichtungen geprägt. Diese führten zu 80 COVID-19-bedingten Todesfällen im Landkreis. Insgesamt verstarben 149 Personen während der zweiten Pandemiehälfte, das Durchschnittsalter der Erkrankten stieg erneut auf rund 50 Jahre an.
Kennzeichnend für die zweite Pandemiehälfte war weiterhin das Inkrafttreten der dritten SARS-CoV-2-Eindämmungsverordnung vom 15. Dezember 2020, die das öffentliche Leben im Land Brandenburg auf ein Minimum beschränkte und ab Mitte Januar 2021 mit zum einem Rückgang der Neuinfektionen beitrug.
Neben den zahlreichen privaten und gesellschaftlichen Herausforderungen musste sich auch der Öffentliche Gesundheitsdienst stets weiterentwickeln. Es kam zu personellen Aufstockungen sowie zu einer schrittweisen Digitalisierung, um Kontaktpersonen einfacher und umfassender nachverfolgen zu können.
Für die kommende Periode zeichnet sich ein Anstieg beim Auftreten neuer SARS-CoV-2-Varianten (Virus-Mutationen) ab. Es handelt sich hierbei um Anpassungen des Erregers, bei denen ein erhöhtes Ansteckungsrisiko festgestellt wurde. Perspektiven zur Bewältigung dieser Herausforderung liegen einerseits im Impffortschritt und andererseits auch im Verantwortungsbewusstsein der Bevölkerung, sodass eine mögliche dritte Pandemiewelle vermieden oder ausgebremst und an die bisherigen Erfolge bei der Bekämpfung von SARS-CoV-2 angeknüpft werden kann.