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Rathausstraße 3

Rathaussaal in Frauenhand

Sonntag, 21.10.2018

Projekt „Stolz.Bin.Ich“ überraschte und berührte

In einem Rathaus ist viel los. Tagsüber arbeitet hier die Verwaltung, abends tagen die Ausschüsse oder die Stadtverordnetenversammlung kommt zusammen. Der Ludwigsfelder Rats-Saal, den man, wenn nötig in drei kleine Räume teilen kann, steht selten leer. Was allerdings Ende September dort zu erleben war (leider nur an einem Tag) war außergewöhnlich – fröhlich und traurig, laut und leise – berührend.

„An einem heißen Julitag…“ war mehrfach zu lesen, aber auch zu hören, wurde vorgelesen oder musikalisch umgesetzt. Eben an jenem Tag hatte sich erstmals eine Gruppe von Frauen, Ludwigsfelderinnen und Frauen aus verschiedenen Ländern, getroffen um an einem neuen Projekt des Vereins „VorOrtung“ e.V. teilzuhaben. „Stolz.Bin.Ich.“ – was bedeutet das für mich?

Interessant war: den Frauen fiel beim ersten Kennenlernen ein, was sie alles nicht können: Mathe, singen, schönschreiben, Auto fahren, Deutsch, Französisch, Arabisch, Portugiesisch u.s.w. „Bei näherer Betrachtung gibt es allerdings Vieles was wir können, worauf wir stolz sind und was wir noch lernen wollen“, erklärten die Teilnehmerinnen dieses Projektes einhellig. So lernten sich die Frauen immer näher kennen und begannen darüber Texte, Gedichte und sogar kleine Geschichten zu schreiben. Einige, die Musikinstrumente beherrschten, ließen Töne zu den Texten erklingen.

Wenn die Frauen ihre Kinder mitbrachten, entstanden bunte Bilder über das Zusammensein und eines der Kinder, die 13jährige Hala, begann sogar selbst zu schreiben und las ihren Text bei der Vernissage vor. Die Treffen waren voller Wertschätzung untereinander und dies tat den Frauen, unter ihnen einige Geflüchtete, sehr gut. Ein herzliches Dankeschön von allen Teilnehmerinnen an Laura und Sharon für ihre wunderbare, offene Art, die das Kennenlernen so leichtmacht.

Am Abend der Vernissage, die auch Finissage war, war aus dem Sitzungssaal im Rathaus ein dreiteiliger Ausstellungsraum geworden. Nach der Begrüßung im Vorraum (hier konnte man auch, bei einem reichhaltigen Imbiss und Getränken zusammensitzen), durch Sharon On und Laura Söllner vom Verein „VorOrtung“ e.V. suchten die zahlreichen Besucher den Video-Raum auf. Dort sahen sie einen Film ohne Worte. Protagonistinnen des Films waren die Frauen des Projektes, die der Aufgabe „Denk an einen Augenblick, an dem du glücklich warst“, nachsannen.

In den Gesichtern, den Augen, der Körpersprache war alles zu lesen. Der Film berührte, dafür brauchte er keine Worte. Weiter ging es in den „Text“-Raum. Die Wände dort waren tapeziert mit Texten (und Bildern), die während der vielen Wochen entstanden waren. Auf dem Tisch in der Mitte warteten mp3-Player, auf denen man Interviews hören konnte, die von den Frauen miteinander geführt wurden.

Dabei wuchs Verständnis für die andere und es entstanden unzählige witzige, aber auch sehr innige Momente. Der dritte Raum überraschte mit Kissen auf dem Boden und verschiedensten Musik- und Rhythmus-Instrumenten. (Christiane, eine der Projektteilnehmerinnen hatte sie angefertigt und bietet auch Kurse zum Selbstbau an) Die Gäste waren nicht mehr nur zum Zuhören, sondern zum Mitmachen eingeladen. Auch einige selbstgeschriebene Texte wurden live vorgetragen. Nach einer „Rede des Königs an sein Volk“ (inspiriert von der Idee, was aus den Räumen werden könnte und was man selbst werden möchte), die von Andrea z.T. aus dem Fenster über den Rathausplatz hinausgerufen wurde, gab es eine Überraschung.

Melissa aus Brasilien sprach erst auf Portugiesisch und dann auf Deutsch über die Liebe zu ihrer Familie und die Dankbarkeit ihrem Mann und ihren Schwiegereltern gegenüber, die sie hier so freundlich aufgenommen haben. Nicht nur den Angesprochenen kamen in diesem Moment die Tränen. Besonders einigen der Geflüchteten unter den Frauen war es wichtig, der Stadt und ihren Bürgern zu danken. „Wo wir in Frieden leben können“, hatte die Jüngste vorgelesen.

Und alle gaben ihr Recht. M.R.