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Bürgermeister Andreas Igel im Jahresinterview

Dienstag, 18.12.2018

"Tut uns das noch gut, was passiert hier?"

Das Jahr 2018 neigt sich dem Ende entgegen. Sie hatten sich vor einem Jahr große Ziele vorgenommen: Lückenschluss zwischen dem Casa Reha und der Brunnenbuchhandlung oder Modernisierung der Kleeblatt-Grundschule. Wie haben sich diese Projekte 2018 entwickelt?

Beim Lückenschluss zwischen Casa Reha und der Brunnenbuchhandlung haben wir jetzt die erfreuliche Information, dass der Investor noch in diesem Jahr mit den Bauarbeiten beginnen will. Es gab hier einen sehr langen, sehr zähen Abstimmungsprozess, bei dem auch noch viele Probleme zu lösen waren - bezogen auf die Baugenehmigung, Stellplätze, Zufahrten oder die Mietverhältnisse in der Heide-Apotheke.

Für die Kleeblatt-Grundschule ist jetzt endlich die Situation geschaffen, dass wir eine Machbarkeitsstudie auf den Weg gebracht haben. Das Entscheidende ist hier, dass es bei näherer Betrachtung nicht ausschließlich um die Kleeblatt-Grundschule geht. Wir müssen zum Beispiel auch auf Fragen des Sportunterrichts Antworten finden. Der Judoverein soll als ein Anbieter von Freizeitangeboten an der Kleeblatt-Grundschule aktiv werden. Die Kinder an der Kleeblatt-Grundschule sollen vernünftig essen gehen können, und wir müssen mit der Herausforderung umgehen, dass die Schule an Ihre Kapazitätsgrenzen heranwächst. Unter diesen Bedingungen dann eine Schule umzubauen, hätte bedeutet, dass manche Kinder ihre gesamte Grundschulzeit nur als Baustelle erlebt hätten und das halte ich für nicht hinnehmbar. Von daher brauchen wir dafür neue Ansätze und diese suchen wir aktuell. Es gibt darüber hinaus die Überlegung, dass man unter der neu zu errichtenden Turnhalle zusätzliche Parkplätze für das angrenzende Wohngebiet schafft. Hier könnten wir eine Lösung für eine lang bekannte Problematik anbieten, die auch von der Parkplatzkonzeption bestätigt wird.

Sind denn unsere Grundschulen kapazitiv auf die Bevölkerungsentwicklung der kommenden Jahre vorbereitet?

Nach aktuell vorliegenden Zahlen gehen wir davon aus, dass die Anzahl der jährlich neu einzuschulenden Schulklassen von derzeit 9 auf zukünftig 14 Klassen anwachsen wird! Wenn die Kleeblatt-Grundschule, wie gesagt, nicht erweitert werden soll, bedeutet dies, dass die anderen beiden Grundschulen ertüchtigt werden müssen und ggf. sogar ein weiterer Grundschulstandort zu errichten ist. Wie dies im Einzelnen aussieht muss, wenn wir den kommenden Anforderungen gerecht werden wollen, bis zum Sommer 2019 entschieden sein.

Mit welchen Zielen starten Sie ins Jahr 2019?

Ich bekomme vermehrt Signale von Ludwigsfelderinnen und Ludwigsfeldern, die hier schon lange leben, die sagen, ihnen geht das alles ein bisschen zu schnell und die sich fragen, wo sie dabei bleiben? Geht’s nur noch um den Zuzug in der Stadt? Ich kann diese Bedenken nachvollziehen, möchte aber darauf hinweisen, dass die derzeitige Entwicklung lange rechtlich vorgezeichnet war, sich jetzt aber tatsächlich vollzieht. Es kommt in der kommenden Zeit darauf an, die Veränderung so zu gestalten, dass sie sich für alle Beteiligten gut anfühlt und als positiv empfunden wird. Am Ende geht es immer um die Bürgerinnen und Bürger in der Stadt und das sind alle Menschen, die hier leben. Aber wir müssen uns darüber bewusst sein, dass alles das, was wir für uns selbst an Attraktivität schaffen, eben auch für andere Menschen attraktiv ist. Wir haben eine Entwicklung in der Gesamtregion, der wir uns stellen müssen. Und: Wir müssen wieder dahin kommen, dass wir die Entwicklung der Stadt mehr selbst steuern können. Wenn ich aber ein einzelnes Ziel nennen sollte, neben den vielen Dingen, die sich aus dem Wachstum ergeben, dann ist es die Schaffung von zusätzlichem bezahlbaren Wohnraum für Senioren, Familien und Singles und die Schaffung von zusätzlichen Parkplätzen in der Stadt.

Gibt es Ideen oder Projekte, die die Lärmbelästigung der Stadt verringern sollen – Stichwort: Lärmaktionsplan.

Das Thema Straßenverkehrslärm – gerade bezogen auf die Autobahn – ist nach wie vor ein Schwerpunktthema. Da beschreibt der aktuelle jüngst beschlossene Lärmaktionsplan Maßnahmen. Dieser Plan ist aber noch keine Lärmminderung – er beschreibt Maßnahmen und Möglichkeiten und er beschreibt die Belastungsgrade, die wir haben. Entscheidend wird sein, ob man Dinge vorantreiben kann, bei denen der Lärm, der auf die Menschen einwirkt, ein nicht mehr einfach abzuwägendes Kriterium ist. Konkret heißt das beispielsweise: Der Bau der Neuen Mitte in der Stadt war schon immer gewünscht und gewollt. Es gibt einen Bebauungsplan, der erlaubt höher zu bauen, als es gemacht wurde. Man hätte dort fünfgeschossig bauen dürfen. Das ist bei den Bauanträgen beim Bau der Neuen Mitte vom Landesbetrieb Straßenwesen als Träger öffentlicher Belange abgelehnt worden. Wir müssen die Autobahn aber in Zukunft dichter umbauen, um den Einfall des Schalls in die Stadt zu reduzieren – ich spreche immer gern von bewohnten Lärmschutzwänden. Dann gibt es einerseits ein Bundesfernstraßengesetz, das vorschreibt, dass Bebauungen überhaupt erst in einem bestimmten Abstand zu den Straßen beginnen dürfen. Wenn wir aber den Nachweis führen können, dass der bestehende Lärm durch einen dichteren Anbau der Häuser an die Autobahn reduziert wird, ist das von den zu beteiligen Behörden nicht mehr ohne Weiteres abzuwägen. Dann muss man nämlich sagen: Was ist wichtiger? Bundesfernstraßengesetz oder der Schutz der Menschen – der Lärmschutz. Das ist genau die Arbeitsrichtung, in die wir am Beispiel der Autobahn gehen wollen.

Wie sehen Sie selbst als Bürgermeister die Veränderungen der Stadt? Was gefällt Ihnen? Was missfällt Ihnen?

Was ich in der Stadt wahrnehme, ist die ganz große Veränderung. Ich sehe, dass die Stadt an allen Rändern wächst. Wir wachsen industriell, wir wachsen gewerblich, wir wachsen bei den Einwohnerzahlen. Wir werden mehr. Das nehmen alle Menschen mit zum Teil gemischten Gefühlen wahr. Sie stellen sich die Frage “Tut uns das noch gut, was hier passiert?“ Was ich feststellen muss, ist, dass das Wachstum, das hier passiert, überwiegend auf Baurecht basiert, das seit Jahren besteht. Und jetzt wird es eben aufgrund der sich ändernden Rahmenbedingungen genutzt. Was mir missfällt, ist, dass wir die großen Dinge vorantreiben können, aber die kleinen Dinge, die die Menschen jeden Tag betreffen, einfach nicht auf die Reihe bekommen. Ein Beispiel dafür ist der Bau eines vermeintlich lächerlichen Fußgängerüberweges auf der Potsdamer Straße im Bereich des Flussviertels. Da gibt es ein absolut berechtigtes Interesse von Eltern, die einfach nur wollen, dass ihre Kinder sicher auf die andere Straßenseite gelangen. Und es ist ein so aufwendiges Verfahren mit der Beteiligung mehrerer Behörden, um diesen Fußweg bauen zu können. Oder nehmen wir den Bau einer Überdachung auf den Bahnsteigen des Bahnhofs Ludwigsfelde. Der vom Aufwand her durchaus überschaubar ist. Die rechtlichen Hürden für dieses Vorhaben sind aber einfach nur bedrückend. Und das macht Bürger zu Recht unzufrieden, das macht auch mich unzufrieden, weil ich mir schon die Frage stelle, was denn die kleinen Alltagsangebote sind, die wir unseren Bürgern noch machen wollen.

Welche Vision haben Sie für Ludwigsfelde?

Ich wünsche mir eine Stadt, die hoffentlich leiser geworden ist, eine Stadt die eine belebte Mitte und einzigartige ebenso lebenswerte Ortsteile hat, eine Stadt mit engagierten Bürgerinnen und Bürgern und hoffentlich vielen Kindern. Und eine Stadt, in der es sich gut leben und arbeiten lässt. Das Thema Wirtschaft ist momentan ein bisschen in den Hintergrund geraten. Mir ist wichtig, dass wir bei allen Ansiedlungen darauf achten, dass die Firmen, die zu uns kommen, gute Löhne zahlen, damit die Menschen, die hier leben, von ihrer Arbeit gut leben können. Da entwickelt sich etwas in die richtige Richtung. Ludwigsfelde soll eine gute mittelgroße Stadt am Rande Berlins sein mit einem starken Selbstverständnis und offenen, aktiven Bürgern.

Das Klubhaus wird 2019 60 Jahre alt. Was wünschen Sie sich für das Haus?

Mit 60 geht man bekanntlich auf die Rente zu, aber wie geht das Lied von Udo Jürgens? „Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an…“ Von daher bin ich davon überzeugt, dass die besten Jahre jetzt erst beginnen. Aber ich wünsche mir auch, dass das Haus das kulturelle Zentrum ist, dass es einmal war und jetzt nur noch zum Teil ist. Ich wünsche mir, dass es für die Menschen in Ludwigsfelde normal ist, in dieses Haus zu gehen, manchmal auch ohne sich vorher zu verabreden in der Gewissheit dort Freunde und Bekannte zu treffen, mit denen man nicht gerechnet hat, sich aber freut, mit ihnen wieder einen schönen Nachmittag oder Abend zu verbringen.

Bürgermeister