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Brunnen-Buchhandlung verkauft

Freitag, 01.05.2020

Ehepaar Marx und Sabine Schmitz verabschieden sich in den Ruhestand

Einer der prominentesten Mittelständler von Ludwigsfelde gibt den Staffelstab für die Geschäftsführung weiter: die Brunnen-Buchhandlung. Deren drei Gründer verabschieden sich in den Ruhestand, am Dienstag stellten sie die neuen Eigentümer vor, wieder ein Trio: Angelika Siebrands, Julian Müller und Herbert Thurn. Die sind Geschäftsführer der B. Service GmbH mit Sitz im baden-württembergischen Heidelberg.

Die Brunnen-Buchhandlung Ludwigsfelde ist seit 1. April die neunte Buchhandlung im Reigen von vormals stark inhabergeführten etablierten Buchgeschäfte in Berlin, Nordrhein-Westfalen und Bayern, die nun zusammengehören. Hinter der Marke Brunnen-Buchhandlung stehen bisher die Schwestern Sabine Marx und Hannelore Schmitz sowie Michael Marx. Der war zuletzt alleiniger Geschäftsführer, nachdem Schmitz seit einigen Jahren nur gelegentlich noch einsprang.

Blumen überbrachten auch Bürgermeister Andreas Igel (SPD) und Wirtschaftsförderin Steffi Schmoz im Namen der Stadt. Er bedauere den Rücktritt der Buchhändler, so der Rathauschef, doch der Schritt zeuge einmal mehr vom unternehmerischen Denken, Veränderungen nicht dem Zufall zu überlassen. „In all den Jahren haben Sie mit Herzblut, richtigem Gespür, Erfahrung und Wissen aus Ihrer Buchhandlung nicht nur einen Namen, sondern eine Institution gemacht, die wir Ludwigsfelder seit langem schätzen“, sagte er. Und wünschte dem Geschäft, dass seine Tradition den Ludwigsfeldern lange erhalten bleibe und der Ideenreichtum weitergelebt werde.

Sabine Marx bedankte sich: „Sie spielen uns ja in die Hände mit den vielen neuen Bürgern.“ Sie bekennt, lieber vorwärts als rückwärts zu blicken, hat dann aber doch für diesen Tag der Übergabe parat, dass sie sieben Buchhändlerinnen ausbildeten, dass zum 30. Stadtgeburtstag ein eigener Bildband produziert wurde, aber auch ein Umzug, drei Ladeneinbrüche und zwei Renovierungen hinter ihnen liegen. Mit all dem sei klarzukommen, nach dem Motto: Schenkt dir das Leben eine Zitrone, mach’ Limonade draus. Und das sei dank der Kunden, ob Querdenker oder Bibliophiler, ob schwermütig, lustig oder optimistisch, immer zu schaffen gewesen, sagt Sabine Marx. Sie erzählt, für alle Mühe entschädige, wenn eine Kundin bittet: „Mein Sohn geht ins Ausland und möchte von der Buchhändlerin seiner Kindheit eine Widmung ins Wörterbuch geschrieben haben.“

Das alles nähmen die neuen Eigentümer seit ihrer ersten Begegnung mit den Ludwigsfeldern wahr, sagt Julian Müller. Er und Siebrands betonen, für die Kunden ändere sich nichts; die Beschäftigten würden übernommen und demnächst komme eine neue Leiterin. Es seien sehr große Fußstapfen, die die Gründer hinterließen. Dazu gehören in den 29 Jahren, seit die Buchhandlung „Eduard Claudius“ 1991 als Brunnen-Buchhandlung am Saefkowring an der Gaststätte „Am Brunnen“ neu gegründet wurde: zuletzt jedes Jahr 20 Tonnen Schulbuch-Verkauf – 2019 waren das 10 485 Stück; verkauft wurden 5270 Bürgerliche Gesetzbücher, jährlich 100 bis 200 Duden, von jedem Harry-Potter-Band 300 bis 400 Exemplare, 498 mal Hape Kerkelings Pilgertour und natürlich das spektakuläre Buch „Der Mordfall Scholl“.

Es liegt noch immer stets im Laden und Marx sagt: „Damit haben wir so einige Monatsmieten verdient.“ Doch allein ums Verdienen ging es den drei Buchhändlern nie. Davon zeugen eigene Veranstaltungen wie zum Tag des Buches oder mehr als 90 Abende mit ausverkauften Lesungen, darunter mit Horst Evers, Wladimir Kaminer, Alexsander Osang oder Anja Reich. Die kam im April 2014 zur Premieren-Lesung ihres Buches über den Mordfall Scholl nach Ludwigsfelde. All ihr Engagement für Bücher und Bücherfreunde, mit dem Schmitz und Marxens immer wieder auch Kinder für die Welt der gedruckten Worte begeistern, wird in Ludwigsfelde so geschätzt, dass seit 2009 ein Bürgerpreis bei den Büchern steht: Die allererste Keramikfigur Ludwig in der Kategorie Aktiver Mittelstand bekam das Team der Brunnen-Buchhandlung.

Quelle: MAZ/Jutta Abromeit